Literatur in Nordend

Der Förderverein Jugendstil-Kirchsaal Nordend e.V. und die Evangelische Kirchengemeinde Nordend laden regelmäßig im Frühjahr zu Autor*innenlesungen ein. Die Lesungen finden jeweils an einem Sonntag um 17 Uhr im Gemeindesaal im Gemeindehaus Nordend in der Schönhauser Straße 32 / Kirchstraße in 13158 Berlin statt.
Jede*r kann zu den Lesungen kommen.

Wir nehmen einen Eintritt von 9.- € pro Karte, für Mitglieder des Fördervereins Jugendstil-Kirchsaal gibt es die Karten ermäßigt für 7.- €.

Kartenbestellungen bitte an folgende Mailadresse: literatur@jugendstil-kirchsaal-nordend.de.

Die Autorinnen und Autoren signieren auf Wunsch ihre Bücher, die auch vor Ort erworben werden können.

Unsere Termine 2025

Gleich im Januar 2025 beginnt wieder unsere Reihe „Literatur in Nordend“. Diese wird am 26. Januar um 17:00 Uhr mit Katja Oskamp eröffnet, die aus ihrem Roman „Die vorletzte Frau“ liest. Im Februar folgen André Kubiczek, im März Katja Lange-Müller und im April zum Abschluss David Wagner.

Zu der Reihe ist auch ein Flyer erschienen, den Sie hier herunterladen können.

Erstmalig nehmen wir einen Eintritt von 9.- € pro Karte, für Mitglieder des Fördervereins Jugendstil-Kirchsaal gibt es die Karten ermäßigt für 7.- €. Also vielleicht eine gute Gelegenheit, jetzt in den Förderverein einzutreten.

Kartenbestellungen bitte an folgende Mailadresse: literatur@jugendstil-kirchsaal-nordend.de

Unsere nächsten Veranstaltungen:

 

 

Rückblick:

2025

Januar 2025: Katja Oskamp las aus „Die vorletzte Frau“

 

 

 

 

 

Die erste Lesung der diesjährigen Reihe „Literatur im Nordend“  war ein voller Erfolg. Im ausgebuchten kleinen Saal las Katja Oskamp aus „Die vorletzte Frau“. Annette Wizisla nahm am Piano gekonnt Anregungen aus den Texten auf. Mit einem kräftigen Applaus für die drei Akteurinnen (im Bild in der Mitte: Anna Peters – Moderation) ging dieser anregende Nachmittag zu Ende. 

2024

März 2024: Steffen Schroeder las aus „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“

Zur letzten Lesung der diesjährigen Reihe „Literatur in Nordend“ war der in Potsdam lebende Schauspieler und Autor Steffen Schroeder im Jugendstil-Kirchsaal zu Gast. Er las aus seinem aktuellen Buch „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“

Es ist das Jahr 1944, das tragischste im Leben von Max Planck. Sein Sohn sitzt zum Tode verurteilt im Gefängnis und sein Freund Albert Einstein ist weit weg.

Steffen Schroeder erzählte von berühmten Vätern und ihren Söhnen, von Freundschaft und Liebe in aufgewühlten Zeiten und wie die Musik von Brahms alles verbindet. Es geht um geniale Wissenschaftler und ihre persönliche Tragödie im Angesicht des Bösen. Es ist eine wahre Geschichte, exzellent recherchiert und fesselnd erzählt.

Steffen Schroeder ist väterlicherseits mit Max Planck verwandt und lebt in Potsdam.

März 2024: Charlotte Gneuß las aus »Gittersee«

Am Sonntag, 3. März las die Autorin Charlotte Gneuß aus Ihrem Debutroman „Gittersee“.

Gittersee, ein Vorort von Dresden, 1976, Karin ist 16. Sie hütet ihre kleine Schwester, hilft der Großmutter im Haushalt, tröstet den Vater, versucht, die Mutter zu ersetzen und schaut stundenlang fern mit ihrer Freundin Marie. Als Karins Freund Paul zu einem Ausflug aufbricht und nicht mehr zurückkommt, stehen in der Nacht zwei Uniformierte vor der Tür, und ihre Welt gerät aus den Fugen.

Alles verschiebt sich, auch die Moral. Unverwechselbar und vielschichtig erzählt Charlotte Gneuß von einer Welt, die es nicht mehr gibt, und von der Frage, ob Unschuld möglich ist.

Begleitet wurde die Lesung von Annette Wizisla am Piano, die in jazziger Vertonung Musik aus der DDR spielte.

Februar 2024: Julia Schoch las aus „Das Liebespaar des Jahrhunderts“

Der Gemeindesaal war mehr als voll. Stühle an allen Seiten. Maximale Auslastung: fast 90 Personen waren am 18. Februar 2024 gekommen, um die Potsdamer Autorin Julia Schoch zu erleben, die aus dem zweiten Band einer Trilogie zu lesen: Das Liebespaar des Jahrhunderts.

»Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich.« Nach vielen Jahren Ehe ist die Ich-Erzählerin entschlossen und bestürzt zugleich: Wie konnte es nur dazu kommen? Während sie ihr Fortgehen plant, bereist sie sich in ihren Gedanken die vergangenen Höhen und Tiefen ihrer langen Ehe: Erinnerungen an wunderschöne Jahre des Verliebtseins, Alltag mit kleinen und großen Kindern, später wieder erlangte Zweisamkeit.

Messerscharf analysiert Julia Schoch die Ermüdungserscheinungen einer langjährigen Beziehung. Und stellt die Fragen, die uns alle irgendwann umtreiben: Was ist Liebe, wann ist sie gescheitert – ist etwas überhaupt gescheitert, wenn es so lange dauert?

Die Lesung begleitete Simon Franzen am Klavier.

Januar 2024: Ulrich Woelk las aus „Mittsommertage“

Ein gelungener Auftakt der Reihe „Literatur in Nordend“ fand am vergangenen Sonntag, 20. Januar 2024 statt. Der in Berlin lebende Schriftsteller Ulrick Woelk las aus seinem Roman „Mittsommertage“.

Ruth Lember, Professorin in Berlin, soll in den Deutschen Ethikrat berufen werden. Sie scheint am Gipfel ihrer bisherigen Laufbahn. Aber ein Zwischenfall bei ihrer morgendlichen Joggingrunde erweist sich als Auftakt einer ganzen Reihe irritierender Ereignisse. Innerhalb von einer Woche in der sommerlich heißen Stadt gerät Ruths Leben völlig aus dem Takt. Ulrich Woelk erzählt in »Mittsommertage« die spannende Geschichte einer Frau, die sich neu erfinden muss.

Musikalische Begleitung gab es durch das Kammerorchester Pankow unter der Leitung von Martin Schmidt.

2023

April : Timo Feldhaus las aus „Mary Shelleys Zimmer“

Im April las Timo Feldhaus ausgesprochen charmant aus seinem ersten Roman „Mary Shelleys
Zimmer“, der das Leben einiger der spannendsten Künstler und Persönlichkeiten der Romantik im
Jahr 1816 miteinander verknüpft. In Indonesien explodiert ein Vulkan, dessen Aschewolken das
Klima in Europa dramatisch verändern. In diesem Jahr ohne Sommer lebt Mary Shelley ihre
„amour fou“ und ihre Version eines selbstbestimmten Leben, und sie schreibt ihren Roman über
Frankenstein und sein Monster, der erste Science-Fiction-Roman der Weltliteratur.
Die Lesung wurde von Simon Franzen am Klavier begleitet.

März: Michael Kumpfmüller las aus „Mischa uns sein Meister“

Mischa und Anastasia, Studenten der Slawistik, vernarrt in die russische Literatur und ineinander, laden Jesus ein, ein paar Tage auf die Erde ins heutige Berlin zu kommen. Er nimmt die Einladung an und zeigt sich irdischer als gedacht, vollbringt kein einziges Wunder und steckt doch alle Menschen, denen er begegnet, mit Liebe an. Und die grassiert bald in der ganzen Stadt, was in Kürze eine Bande von Teufeln auf den Plan ruft. Denn für sie sind Freundlichkeit und Glückseligkeit ein Alptraum.

„Mischa und der Meister“ ist ein wunderbar leichtfüßiger, grotesker und komischer Roman über das Heilige und das Teuflische und die unstillbaren Sehnsüchte und Begierden der Menschen, die zu allen Zeiten dieselben sind.

Februar: Jan Faktor las aus „Trottel“

Am 12. Februar 2023 war der tschechisch-deutsche Autor in Nordend zu Gast. Er las aus seinem neuen Roman „Trottel“, für den er 2022 den Wilhelm-Rabe-Literaturpreis erhielt und mit dem er für den Deutschen Buchpreis nominiert war.

Jan Faktor bringt das traditionelle Genre des Schelmenromans zum Explodieren: als „Trottel“ erzählt er sein Leben“ – wild, radikal, überdreht. Von Prag, wo er Kindheit und Jugend erlebte, macht er sich auf den Weg in die „ideologisch morphinisierte“ DDR. Er taucht ein in die politische Untergrundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, mischt bei der Wende mit und entdeckt seine Leidenschaft für die Band Rammstein. Sein Rückblick durchzieht aber auch eine wunde Spur: die seines Sohnes, dessen Tod alles aus den Angeln hebt. Jan Faktors „Trottel“ ist das außergewöhnliche Portrait eines sich immer wieder aufrichtenden Lebens.

Die Lesung wurde von Robert Schmidt am Piano begleitet.

2022

Juni: Katharina Döbler liest aus „Dein ist das Reich“

Im Juni war die Autorin Katharina Döbler zu Gast in Nordend. Sie las aus ihrem Roman „Dein ist das Reich. Für diesen Roman erlangte sie zwei Stipendien (Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lukas und das Grenzgängerstipendium 2020)

Für Katharina Döbler standen ihre Großeltern immer auf der falschen Seite: Sie waren Kolonialisten, deren Wege sich in der exotischen Welt Neuguineas kreuzten. Vier eigensinnige junge Menschen, Weiße, fromm und ahnungslos. Sie zogen als abenteuerlustige Missionare aus, um die Heiden im „Kaiser-Wilhelmsland“ zu bekehren.

Ein ungewöhnlicher Familienroman über ein verschwiegenes Kapitel deutscher Geschichte: die Beziehung zwischen christlichem Sendungsbewusstsein, Kolonialismus und Rassismus. Klug und mit feinem Humor zeichnet die Erzählerin des Romans nach, wie die große Weltgeschichte über das kleine Leben der Familie hinwegfegt.

Mai: Andreas Stichmann liest aus „Eine Liebe in Pjöngjang“

Zur zweiten Lesung in unserer diesjährigen Reihe „Literatur in Nordend“ las Andreas Stichmann aus seinem Buch „Eine Liebe in Pjöngjang“. Er illustrierte dieses geheimnisvolle Land auch durch kurze Video-Einspielungen.

Nordkorea, mon amour. Starke Empfindungen sind Claudia Aebischer eigentlich fremd. An der Spitze einer Delegation junger Kulturschaffender reist die Fünfzigjährige ein letztes Mal nach Pjöngjang: zur feierlichen Eröffnung der dortigen Deutschen Bibliothek. Doch schon kurz hinter der chinesischen Grenze sieht sie sich mit einer Erscheinung konfrontiert, die eine alte Sehnsucht in ihr weckt. Eine Begegnung, die alles neu und anders macht – gibt es das? Das Phänomen hat, wie Claudia erfährt, einen Namen. Sunmi ist Germanistin, Dolmetscherin und Agentin der DVRK.

Von seiner Reise nach Nordkorea 2017 brachte Andreas Stichmann keine literarische Reportage und kein erzählendes Sachbuch heim, sondern die Idee zu einem Roman. «Eine Liebe in Pjöngjang» ist mehr als das, es ist ein Abenteuer. Die unwahrscheinliche Geschichte einer Liebe zwischen zwei ungleichen Frauen, zwei Lebensaltern, zwei Kulturen. Ein Buch, das sich das Fremde anverwandelt wie jemand, der sich verliebt: schlagartig, voller Hingabe, geblendet vom Leuchten der eigenen Projektionen.

April: Christoph Peters liest aus „Dorfroman“

Der Autor Christoph Peters las am 3. April 2022 aus seinem aktuellen Buch “ Dorfroman“.

Ein Mann reist in sein Heimatdorf am Niederrhein, in Sichtweite der Schnelle Brüter Kalkar. Das Kernkraftwerk, das nie ans Netz gegangen ist, wird jetzt zu einem Freizeitpark. Hier war mal das Zentrum der AKW- und Anti-AKW-Bewegung. Scheinbar mühelos wächst sich die Herkunftsgeschichte des Erzählers zur Heimat- und westdeutschen Geschichtsschreibung aus. Ein Riss geht durch den Ort: Befürworter und Gegner; die Kirchengemeinde, die mit päpstlichem Segen Land an die Kraftwerkserbauer verkauft; und die linken Anti-AKW-Kommunarden: Situationen, die uns heute unter anderen Vorzeichen begegnen: Großdemos, Polizeigewalt, Paranoia, Waldsterben und Weltuntergangsangst.

Einfühlsam und packend wird die innere Zerreißprobe eines jungen Mannes und eines ganzen Ortes erzählt.

Das Publikum im kleinen Gemeindesaal war von der Lesung so begeistert, dass Christoph Peters sogar noch eine Zugabe lesen musste. Begleitet wurde er am Klavier von Robert Schmidt.

2021

August: Eva Sichelschmidt liest aus „Bis wieder einer weint“

Literatur in Nordend – endlich wieder! Und nun auch wieder im kleinen Saal, in dem wir
uns mit Blick in den Garten und besserer Akustik einfach wohl fühlen.

Zu Gast war Eva Sichelschmidt, die aus ihrem Roman „Bis wieder einer weint“ las, der
Geschichte einer Unternehmerfamilie, die uns tief in die Atmosphäre der westdeutschen
Wirtschaftswunderzeit eintauchen lässt. Frau Sichelschmidt stellte die Figur der
Großmutter ins Zentrum der Lesung, einer Dame mit Stil, spröde und unnahbar manchmal
und doch voll Liebe für die Enkelin und Protagonistin des Romans. Über den Roman
hinaus las Frau Sichelschmidt einen bisher unveröffentlichten Text über das Sterben
dieser Großmutter, über Selbstbestimmung, Verfall und Würde, der den Zuhörern sehr
unter die Haut ging.

Annette Wizisla, die die Lesung am Flügel begleitete, gelang es, die Stimmung der
Lesepassagen musikalisch aufzufangen und weiterzuentwickeln, und das Publikum so
dennoch heiter in den Abend zu entlassen.

Juni: Franziska Hauser liest aus „Die Glasschwestern“

Die “Glasschwestern”, das sind Dunja und Saphie, aufgewachsen in einem Dorf an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Der Vater war hier Glasbläser, daher der Spitzname. Beide verlieren fast zeitgleich ihre Ehemänner durch Unfälle und Dunja kehrt aus der Großstadt zurück ins Dorf ihrer Kindheit, zu ihrer Schwester, die dort ein Hotel betreibt.

Die beiden Frauen versuchen ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben, sich in die Geschichten ihres Dorfes einzufinden. Dabei stoßen sie auf Familiengeheimnisse und finden ganz unterschiedliche Wege, sich neu zu erfinden.

Franziska Hauser gelingt es wunderbar, die Unsicherheit, die Zerrissenheit und die Suche der beiden Frauen darzustellen. In diesen genauen Beobachtungen, auch in der klaren Beschreibung der Landschaft und der dörflichen Umgebung, liegt die Stärke des Romans. Vergangenheit und Gegenwart fließen ineinander. Das macht den Charme der Geschichte aus.

2020

September: Erwin Berner blickt zurück: Zu einer anderen Zeit, in einem anderen Land

Die erste Lesung nach einer langen Zeit! Mit wirklich viel Abstand im großen Kirchsaal folgen wir Erwin Berner auf seinen Erinnerungsstreifzügen durch den Samariterkiez in Friedrichshain vor und nach der Wende.

März: Katja Oskamp liest aus Marzahn, mon amour

Im mit über 100 Besuchern „ausverkauften“ Gemeindesaal las Katja Oskamp am 8. März aus „Marzahn, mon amour – Geschichten einer Fußpflegerin“. Passend zum Frauentag hatte sie vier Episoden von starken, patenten und charmanten Marzahnerinnen ausgewählt, Geschichten voller Menschlichkeit und Witz, die das Publikum anrührten und auch nachdenklich machten.

Februar: David Wagner liest aus Der vergesssliche Riese

David Wagner liest an diesem schönen Sonntag schon zum zweiten mal bei uns! Mit seinem neuen Buch trifft er ein Thema Thema, dass viele hier bewegt und berührt. Er erzählt vom Vater, einst für den Sohn ein Riese, der nun langsam alles vergißt. Der Sohn besucht ihn, unternimmt mit ihm lange Autofahrten zu Orten der Vergangenheit. Kluge, liebevolle Dialoge voller Zärtlichkeit und Geduld, mit viel Humor, aber ohne Hader und Wut, berühren tief. Der Autor nimmt uns mit auf den Weg eines langsamen Abschieds und gleichzeitig in eine Familiengeschichte aus der alten Bundesrepublik.

Januar: Michael Bienert liest aus Brechts Berlin. Literarische Schauplätze

Auftakt bei den Autorenlesungen in Nordend! Im gut gefüllten Gemeinderaum las Michael Bienert aus dem inzwischen vierten Band seiner Reihe Literarische Schauplätze; diesmal über einen, der ihm schon lang am Herzen liegt: über Bertolt Brecht.

In Berlin, so scheint, es gibt es kaum einen Ort, der nicht in irgendeiner Beziehung zu Brecht steht. So konnte der “Berlinologe” Bienert auch viel Spannendes an Bildmaterial zeigen und viele Geschichten über das Leben und Schreiben Brechts in Berlin und über Berlin erzählen. Ein ganzes Panorama der Stadt von West nach Ost entpannt sich da und viel erfährt man über das Verhältnis von Brecht zu Berlin. Spannend wird es besonders, wenn Bienert ins Erzählen kommt und über die Hintergründe der Entstehung des Buches oder über den einen oder anderen spannenden Fund in den Archiven berichtet.

2019

Juni 2019: Michael Kumpfmüller verbringt „Tage mit Ora“

Michael Kumpfmüller verrät es auch live leider nicht, erzählt uns aber absolut hinreissend, feinfühlig und amüsant etwas über diese beiden nur gemässigt optimistischen Menschen, über das gegenseitige Herantasten zwischen Liebesglück, Realismus und Depression.

Den Abschluss unserer diesjährigen Frühjahrsreihe machte am 02. Juni Michael Kumpfmüller, der eigentlich vom Zauber des Anfangs erzählt. Sein Roman „Tage mit Ora“ nimmt uns mit auf die Reise eines Mann und einer Frau, die sich kaum kennen, sich aber zueinander hingezogen fühlen und spontan zu einem gemeinsamen Urlaub aufbrechen. Zwei Wochen USA, Westküste mit dem Mietwagen. Stationen ihrer Reise: Orte aus Oras Lieblingssong „June on the West Coast“ von den Bright Eyes. Mehr Planung gibt es nicht. Kann es gut gehen?

Michael Kumpfmüller, geboren 1961 in München, hat Geschichte und Germanistik studiert. Seit 1986 lebt er in Berlin. Er arbeitet als Journalist und Autor. Seine erste literarische Veröffentlichung „Hampels Fluchten“ erschien 2000; es folgten fünf weitere, von Presse und Publikum viel beachtete Romane.

Mai 2019: Franziska Hauser liest aus „Die Gewitterschwimmerin“

Der 15. Mai ist zwar ein sonniger, aber mit 15 °C ein noch sehr frischer Muttertags-Sonntag, als Franziska Hauser erzählt, sie sei vor der Lesung schnell noch in den See gehüpft.

Ähnlich unerschrocken und begeistert vom Schwimmen sind auch die Frauen in ihrem Roman, allen voran Tamara, die im Mittelpunkt der Geschichte über die Familie Hirsch steht. Sie braucht das Abenteuer, die Herausforderung, das Risiko. Privilegiert aufgrund der gesellschaftlichen Stellung ihrer Eltern in der DDR und dennoch unglücklich in ihren familiären Fesseln, geht sie ihren Weg, auch wenn sie Menschen vor den Kopf stößt. Sie schlägt sich durch, während die Familie andere zugrunde richtet; eine Schuld, die Tamara nicht verzeihen kann. Eine packende Familiengeschichte aus politischen und familiären Fallstricken, aus dem Franziska Hauser zwar nur einen kleinen Teil vorlesen kann, dies aber absolut mitreissend und mit vielen persönlichen Erläuterungen.

Franziska Hauser, geboren 1975 als Tochter einer Puppenspielerin und eines Dokumentarfilmregisseurs und Enkelin des Schriftstellers Harald Hauser in Berlin Pankow. Sie studierte an der Kunsthochschule Weißensee Bühnenbild und freie Kunst und danach bei Arno Fischer Fotografie. Sie arbeitet als Fotografin und Autorin in Berlin. „Die Gewitterschwimmerin“ ist ihr zweiter Roman.

April 2019: Olaf Nils Dube liest aus „Von Bienen und Menschen“

Für Olaf Nils Dube war es ein Besuch in der Vergangenheit, als er am 07. April in Nordend sein Buch „Von Bienen und Menschen“ vorstellte. Vor einigen Jahren wohnte er im Gemeindehaus und seine ersten Bienenkörbe stellte er im Kirchgarten auf. In seinem Buch beschreibt er, wie er mit Mitte 30 seinen Mut zusammen nahm, seinen guten Job hinschmiss und Imker aus Leidenschaft wurde. Es ist eine Aussteigergeschichte, vom PR-Mann zum Überlebenskünstler, in der wir, nicht ganz nebenbei, viel Wissen über Bienen und Honig vermittelt bekommen.

Vor allem aber beschreibt er die berührende Geschichte unserer Jahrtausende alten Freundschaft zu einer Art, die uns Menschen noch nie brauchte, während wir ohne sie zugrunde gehen würden. Eine Lesung, bei der viel Spannendes über die Natur von Bienen, aber auch eine anrührende persönliche Geschichte zu hören war.

Olaf Nils Dube, 1972 in Dresden geboren, in Darmstadt aufgewachsen, hat in Berlin Germanistik und Philosophie studiert. Er arbeitete als Journalist und Vorstandssprecher. Heute ist er Imker auf dem Stadtgut Blankenfelde.

März 2019: Katharina Plehn-Martins liest aus: „Segen auf See. Mit einer Seelsorgerin auf Kreuzfahrt“

farrer auf einem Kreuzfahrtschiff – gibt es das überhaupt und wozu, mitten in Luxus und Urlaubsglück? Katharina Plehn-Martins, Pfarrerin im Ruhestand, ist als Bordseelsorgerin auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, entsendet von der Evangelischen Kirche Deutschland. Wie man in der Panorama-Lounge einen Altar für den Gottesdienst improvisiert, mit den Menschen ins Gespräch kommt, wie einen das Reisefieber packt, davon erzählt Frau Plehn-Martins sehr heiter in ihrem Buch „Segen auf See“; aber auch von Menschen, die sie getroffen hat, die auch auf Reisen ihr Lebenspäckchen mit sich tragen und in der großen Weite des Meeres auf der Suche nach Trost und Geborgenheit sind.

Katharina Plehn-Martins, bis zum Ruhestand Pfarrerin der Wilmersdorfer Auen-Kirchengemeinde, arbeitete ehrenamtlich als Bordgeistliche und ihr Buch im März 2019 in Nordend vorgestellt.

Februar 2019: Claudia Schwarz und Shaul Bustan: Meschugge sind wir beide

Im Februar fand die erste Autorenlesung in diesem Jahr statt. Eine Geschichte voller Herz und Humor über zwei ungewöhnliche Familien und die ganz große Liebe. Die Autorin Claudia Schwartz ist eine deutsche Schauspielerin, ihr Mann Shaul Bustan israelischer Musiker. Er ist der Enkel eines Holocaustüberlebenden, ihr Großvater war Wehrmachtssoldat. Hat ihre Liebe eine Chance – sind sie beide meschugge? Es wird eine turbulente Reise in die Geschichte der Familien durch Deutschland und Israel. Zwischen Spätzle und Humus, schwäbischer Korrektheit und israelischer Chuzpe findet das Paar nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch seine Zukunft.

Beim Vorlesen aus ihrer gemeinsamen deutsch-israelischen Liebesgeschichte „ Meschugge sind wir beide“ kam hinter der Autorin auch immer wieder die Schauspielerin Claudia Schwartz durch. Ihr Mann, Shaul Bustan, der wieder mit seiner einfühlsamen Musik begeisterte, hörte genüsslich zu. Alles sehr zur Freude der über 60 Besucher in unserem Jugendstil-Kirchsaal.

2018

Juni 2018: Stephanie Quitterer: Hausbesuche

Mit der Lesung von Stephanie Quitterer am 03.06. ist die diesjährige Frühjahrsreihe der Autorenlesungen zu einem wunderbaren Abschluss gekommen. Frau Quitterer las mit geradezu komödiantischem Talent aus „Hausbesuche“ und erzählte sehr zugewandt Episoden zur Entstehung des Buches. So hat sie zwar als Kind gelernt hat, dass man nie, aber auch wirklich niemals einen Fremden in seine Wohnung lassen soll, hat dann aber selbst 200 wildfremde Menschen in ihrer Nachbarschaft mit Kaffee und Kuchen im Gepäck in deren Wohnungen besucht. Stephanie Quitterer berichtete amüsant von der Angst vor Peinlichkeiten, die sie dabei überwinden musste, von missglückten Gesprächsversuchen, aber auch von ganz vielen höchst beglückenden Begegnungen, von Menschen die sie kennengelernt, deren Liebenswürdigkeit sie nicht erwartet hatte und deren Gastfreundschaft sie überwältigt hat. So war am Ende auch das Publikum sehr beglückt! Zumal die Veranstaltung, wie konnte es anders sein mit köstlichem Kuchen weiterging. Ganz viele Gäste hatten Gebackenes mitgebracht – vielen Dank dafür!- so dass an der langen Kaffeetafel unter den Bäumen im Kirchgarten weitergeplaudert werden konnte. Ein wirklich schöner Nachmittag!

Mai 2018: Angelika Klüssendorf: Jahre später

Im Mai 2018 las Angelika Klüssendorf aus ihrem Roman „Jahre später“. Auf einer Lesung lernt April einen Mann kennen, der ihr zunächst durch seine dreist raumnehmende Art auffällt. Es ist nicht Sympathie, die sie zusammen- führt. Es ist eine andere Form der Anziehung: Intensität. Angelika Klüssendorf erzählt, wie eine Liebe zwischen zwei radikalen Einzelgängern entsteht, die beide mit ihren eigenen Mitteln versuchen, ins Soziale zu finden und zu sich selbst. Es ist eine Geschichte von Öffnungsbereitschaft, glühender Gemeinsamkeit, aber auch den unaufhaltsamen Fliehkräften, die das Paar auseinandertreiben.
Ohne jemals Partei zu ergreifen oder seine Figuren zu denunzieren, erzählt „Jahre später“ von einer toxischen Partnerschaft. Als Leser wünscht man bis zuletzt, dass es gelingen möge, und zugleich, dass es endlich ein Ende hat mit den beiden. Messerscharfe Prosa, die keinen Moment lang unberührt lässt. Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig, heute bei Berlin. Sie veröffentlichte Romane und Erzählungen. „Das Mädchen“ (2011) und „April“ (2014), die von der Kindheit und Jugend Aprils erzählen, waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.

April 2018: Christoph Dieckmann: Mein Abendland

Im April las Christoph Dieckmann aus seinem Buch „Mein Abendland“. Christoph Dieckmann ist seit mehr als 25 Jahren für die Hamburger Wochenzeitschrift DIE ZEIT als Reporter und Autor unterwegs. Auch in seinem jüngsten Buch „Mein Abend-Land – Geschichten deutscher Herkunft“ behandeln seine brillanten Essays vergangenes und gegenwärtiges Zeitgeschehen. Wie auf dem Millimeterpapier entwirft er ein Netz von neuralgischen Punkten, die diesen „hochtönenden, tiefgesunkenen Begriff“ einzukreisen versuchen. Flüchtlingskrise und Pegida, Titos Jugoslawien und Putins Russland, europäische Werte und universale Menschenrechte.
Bei allem historischen Blick fehlt es Dieckmanns Texten nicht an individueller Erinnerung „Ostdeutsch bleibe ich nebst vielen anderen Zutaten meiner multiplen Identität“.

März 2018: Gerhard Rein: Auf der Grenze von West nach Ost

Gerhard Rein las am 18. März 2018 in Nordend vor einem interessierten Publikum aus seinem Buch „Auf der Grenze von West und Ost“. Gerhard Rein war für den Süddeutschen Rundfunk von 1982 bis zum Ende der DDR Korrespondent, von 1992 bis 1997 berichtete er als ARD-Korrespondent aus dem südlichen Afrika. Den einen Staat hat er im Untergang, den anderen im Aufbruch nach dem Ende der Apartheid erlebt. In den DDR-Kirchen trifft er die kritischen Geister des Landes, die sich noch etwas anderes als die real existierende DDR vorstellen können und die im grauen Einerlei einer nicht vorhandenen Informationspolitik des Staates etwas aufrecht erhalten, was sonst selten zu finden ist: eine andere Sprache. Sie können in Worte fassen, was sie antreibt und auf die Straßen bringt: die Forderungen nach einer demokratischen DDR, in der Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, Wahlfreiheit selbstverständlich sind. Gerhard Rein hat eine Auswahl seiner Radio-Texte und Gespräche zusammengestellt. Dabei kommen unter anderen Christa Wolf, Heinrich Albertz, Heino Falcke, Stephan Hermlin, Max Horkheimer und Jens Reich zu Wort – ein spannendes Kapitel Zeit- und Kulturgeschichte. Gerhard Rein ist Mitglied des Pankower Friedenskreises. Er lebt mit seiner Frau in Berlin-Charlottenburg.

Februar 2018: Jochen Schmidt: Zuckersand

Den Auftakt zu den Autorenlesungen 2018 machte am Sonntag, 18. Februar 2018 der Berliner Schriftsteller Jochen Schmidt, der aus seinem Roman „Zuckersand“ las.
Karl ist zwei Jahre alt und entdeckt die Welt. Auf seinem Weg zwischen Bonbonpapierchen und kippelnden Gehwegplatten wird er geduldig begleitet vom Vater, der selbst mit viel Hingabe über die Alltagsdinge und Gewohnheiten nachdenkt. Während die Mutter Erziehungsanweisungen per SMS von ihrer Arbeit im Denkmalschutzamt schickt, versucht der Held auf seine eigene Weise, die Dinge zu bewahren. Erfahrungen aus der Kindheit zum Beispiel: wie er als Kind stundenlang trainierte, mit einem Tischtennisball den Umschaltknopf des Fernsehers zu treffen, um zum Umschalten nicht aufstehen zu müssen; das Geräusch der eingesaugten Tannennadeln beim Staubsaugen in der Weihnachtszeit; oder welche Freude es ihm als Kind machte, sein Gesicht beim Trinken im Wasserglas gespiegelt zu sehen.
Herrlich verschroben wechseln die Gedankengänge pro Halbsatz dreimal die Richtung, komisch ist das und gleichzeitig wird diese kleine Familie so anrührend und zärtlich beschrieben, dass klar wird: die Zeit kann der Held zwar nicht anhalten, aber auf seiner Suche nach Schönheit und Glück war er erfolgreich.
Jochen Schmidt ist 1970 in Berlin geboren. Er hat zahlreiche Romane und Erzählbände veröffentlicht, zuletzt „Der Wächter von Pankow“.

2017

Mai 2017: Paula Fürstenberg: Familie der geflügelten Tiger

Zum Abschluss der Autorenlesungen in 2017 las Paula Fürstenberg aus ihrem Debütroman „Familie der geflügelten Tiger.“ Wie ist es, wenn man keine Erinnerungen hat an den eigenen Vater? Und keine an das Land namens DDR, in dem man geboren wurde? Wenn man auf das Gedächtnis anderer angewiesen ist, um die eigene Geschichte zu verstehen? Paula Fürstenberg erzählt zart, virtuos und voller feinem Humor von einer berührenden Vatersuche und von einer Tochter, die sich alte Fragen neu stellen muss. „So lange fragen, bis man unabhängig wird von den Antworten. Ein schönes, bemerkenswert uneitles Buch über die Sehnsucht nach einer Herkunft.“ Jenny Erpenbeck
Paula Fürstenberg, Jahrgang 1987, wuchs in Potsdam auf. Ausgezeichnet wurde sie u.a. mit dem Hattinger Förderpreis für Junge Literatur und dem Arbeitsstipendium des Landes Brandenburg. 2014 war sie Stipendiatin der Autorenwerkstatt am Literarischen Colloquium Berlin.

April 2017 : David Wagner: „Ein Zimmer im Hotel“ und „Leben“

Am 23. April 2017 las der Berliner Autor David Wagner aus seinen Skizzen zu Hotelzimmern, in denen er auf seinen Lesereisen nächtigte („Ein Zimmer im Hotel“) und  aus seinem sehr persönlich gehaltenem Buch „Leben“. Es war wieder eine Lesung, die tiefe Eindrücke hinterließ.

David Wagner, 1971 geboren, debütierte mit dem Roman „Meine nachtblaue Hose“, es folgte u.a. „Drüben und Drüben“ Kindheitserinnerungen gemeinsam mit Jochen Schmidt. 2013 wurde ihm für sein Buch „Leben“ der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen, 2014 erhielt er den Kranichsteiner Literaturpreis und war erster „Friedrich-Dürrenmatt-Gastprofessor für Weltliteratur“ an der Universität Bern. Er lebt in Berlin.

März 2017: André Kubiczek: Skizze eines Sommers

1985, Potsdam, große Ferien. Der sechzehnjährige René bleibt zu Hause. Die Mutter ist tot, der Vater in der Schweiz; er lässt René 1000 Mark da, die er mit seinen drei Freunden brüderlich teilt. Dies ist, das spüren sie alle vier, ein Sommer, wie es ihn nie wieder geben wird. Sie streifen durch die sommerliche Stadt, tragen das richtige Outfit, sie hören die richtige Musik, lesen die richtigen Bücher und wetteifern darum, besonders geistreich zu sein und sie suchen das richtige Mädchen. Der Autor erzählt wunderbar einfühlsam und hintergründig, „mit angenehm ironiefreiem Witz von jener Zeit, die auf ewig die beste unseres Lebens bleibt. Er schafft ein eindrückliches Bild der Atmosphäre in dieser einzigartigen Übergangsepoche.“ (Die Zeit)

André Kubiczek, 1969 in Potsdam geboren, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. 2007 wurde er mit dem Candide-Preis ausgezeichnet.
2014 erschien „Das fabelhafte Jahr der Anarchie“.  „Skizze eines Sommers“ war 2016 buchpreisverdächtig.

Februar 2017: Michael Bienert: E.T.A. Hoffmanns Berlin. Literarische Schauplätze

Anna Peters begrüßt Michael Bienert

Berüchtigt für sein exzessives Nachtleben, gefeiert als Schriftsteller und Opernkomponist, respektiert als streitbarer Jurist am Kammergericht: Die schillernde Persönlichkeit E. T. A. Hoffmanns gehörte um 1820 zu den Hauptsehenswürdigkeiten der preußischen Hauptstadt. Hellwach hat er das Treiben auf den Straßen, in den Salons und Kneipen, im Tiergarten oder vor seiner Haustür auf dem Gendarmenmarkt beobachtet. In Hoffmanns Berliner Erzählungen nimmt das Doppelbödige, Unheimliche und Phantastische des modernen Großstadtalltags Gestalt an, erstmals wird Berlin zum Schauplatz von Weltliteratur.

„Ein Buch für alle, die wissen, dass Vergangenes und Unheimliches immer anwesend sind, man muss nur schauen können.“ Jens Bisky, Süddeutsche Zeitun

Michael Bienert, Journalist, Flaneur und Autor zahlreicher Bücher über Berlin, hat sich auf die Spuren E.T.A. Hoffmanns in Berlin begeben und zeigt in Text und Bild, wie quirlig die damalige Literatur- und Kunstmetropole war.

2016

April 2016: Annika Scheffel: Bevor alles verschwindet

Ein kleines Dorf muss von der Landkarte verschwinden, die Bewohner umgesiedelt werden, denn hier, in dem nicht näher bestimmten Landstrich soll ein Naherholungsgebiet mit Staudamm entstehen. Doch die Bewohner leisten Widerstand und bleiben in dem längst geräumten, von Stille umgebenen Dörfchen zurück.

Wie in einem Kammerspiel wird nun aus der Perspektive der Ausharrenden erzählt, von phantastischen Vorgängen, Ängsten vor Veränderung, von blauen Füchsen und dem Verlust der Heimat.
„Wie kleine Felsbrocken stemmen sich in dieser Prosa Familienschicksale gegen ein großes Gebirgsmassiv. Dass dies beim Lesen einen immer stärker werdenden Sog entfaltet, liegt auch an der Farb- und Lichtdramaturgie, mit der Annika Scheffel arbeitet. „Bevor alles verschwindet“ ist märchenhaft und zugleich ein sehr gegenwärtiges Buch.“ (Frankfurter Allgemeine)

Annika Scheffel, 1983 in Hannover geboren, ist Prosa- und Drehbuchautorin. 2010 erschien ihr Debütroman „Ben“, der auf der SWR-Bestenliste stand. Annika Scheffel lebt mit ihrer Familie in Berlin.

März 2016:  Christoph Peters: Der Arm des Kraken

Ein toter Japaner im Prenzlauer Berg, eine chaotische Kommissarin und ein eiskalter, japanischer Profikiller, das sind die Protagonisten in diesem spannenden Kriminalroman.

Christoph Peters, bekannt für seine Affinität zu Japan, führt uns mit seinem Roman tief in eine Berliner Parallelwelt, eine Schattenwirtschaft, die von mächtigen Vietnamesen kontrolliert wird. Die sehr ergiebige kulturelle Verschiedenheit zwischen dem japanischen Killer und der deutschen Polizistin, die bis in die Denkweisen, Arbeitsmethoden und Lebensentwürfe reicht, sorgt für Spannung. Peters erzählt literarisch anspruchsvoll abwechselnd aus zwei aufeinander prallenden Perspektiven und hat so den Kontrast der Kulturen spannend arrangiert.

Christoph Peters, geboren 1966 in Kalkar, studierte nach dem Abitur bis 1994 Malerei in Karlsruhe. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen und wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet. Er lebt mit Frau und Tochter in Berlin.
2014 erschien sein ebenfalls gelobter Roman „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“.

Februar 2016: Ulrike Almut Sandig: Das Buch vom Verschwinden

Sieben Geschichten, in denen etwas abhanden kommt oder zu verschwinden droht: ein Kind am Strand, die Liebe in komplizierten Beziehungen, allerlei Gewissheiten; ein alter Mann verschwindet im Schnee und auf der Flucht die Heimat.

„Klar und hart sind die Sätze, überlegt durchdacht die Szenen, ausgefeilt die Erzählstrukturen. Und doch findet Ulrike Almut Sandig einen Ton, der jede ihrer Geschichten in einer schwebenden Ambivalenz hält: Sicher, man könnte all das rein realistisch lesen; es gäbe für alles, was geschieht, eine rationale Erklärung. Und doch sickert in die Grundfesten des Plausiblen immer wieder eine Form von Unheimlichkeit und Restunerfindlichkeit ein. Sandig torpediert Gewissheiten, die ihrer Figuren und die ihrer Leser.“ (Die Zeit)

Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren, aufgewachsen in einem Pfarrhaus bei Riesa, hat in Leipzig studiert und lebt in Berlin. Sie schreibt Gedichte und Erzählungen, entwickelt Hörbücher und Hörspiele und gibt fulminante Lesekonzerte. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leonce- und- Lena-Preis 2009. Zuletzt erhielt sie das Autorenstipendium des Berliner Senats 2014.

Januar 2016: Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe

»Wenn ich mich in meinem Alter noch über Menschen wundern würde, käme ich nicht mehr zum Zähneputzen.« Baba Dunja ist eine hinreißend abgeklärte, lebenskluge und bezaubernde Frau, die im Alter ihr selbstbestimmtes Paradies findet.

Alina Bronsky lässt in ihrem neuen Roman eine unter- gegangene Welt wieder auferstehen. Komisch, klug und herzzerreißend erzählt sie die Geschichte eines Dorfes, das es nicht mehr geben soll.

Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Sie baut sich mit Gleichgesinnten ein neues Leben im Niemandsland auf. Wasser gibt es aus dem Brunnen, Elektrizität an guten Tagen und Gemüse aus dem eigenen Garten. Die wundersame Lebenswelt der Dörfler ist für Außenstehemde schwer zu fassen. Auf kleinem Raum gelingt Alina Bronsky voller Kraft und Poesie, voller Herz und Witz eine märchenhafte und fesselnd gegenwärtige Geschichte.

Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinenburg/ Russland lebt seit Anfang der 90er Jahre in Deutschland. Ihr Debütroman „Scherbenpark“ von 2009 war ein Bestseller und wurde verfilmt.

2015

Mai 2015: Regina Scheer: Machandel

Machandel ist ein fiktiver Ort in Mecklenburg und der Bezugspunkt für einen großen Gesellschaftsroman über die DDR. Regina Scheer spannt den Bogen von den 30er Jahren bis in die Gegenwart. Ihre Protagonisten erzählen vom hoffnungsvollen Aufbruch, aber auch von Erstarrung und Enttäuschung, von Sehnsucht und zerplatzten Lebensträumen, bis hin zum Fall der Mauer und darüber hinaus. Die Bürgerrechtlerin Clara, ihr Vater Hans, der junge Dissident Herbert, Natalja, die ukrainische Zwangsarbeiterin und Emma, die vor den Luftangriffen während des Krieges in Machandel Zuflucht gefunden hat.

„Ein wunderbares Buch, eine Historie unserer Zeit, genau und sehr poetisch“ (Christoph Hein)

Regina Scheer, 1950 in Berlin geboren, studierte Theater- und Kunstwissenschaft an der Humboldt Universität. Sie arbeitete für die Zeitschriften: „Forum“ und „Temperamente“. Bekannt wurde sie mit Veröffentlichungen zur deutsch-jüdischen Geschichte. Machandel ist ihr erster Roman. Dafür erhielt sie im Dezember 2014 den „Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman“ des Literaturhauses Hamburg.

April 2015: Christine Bergmann: Von Null auf Hundert. Stationen eines politischen Lebens

„Wie konnte es gehen, von einem Tag auf den anderen aus der Pharmazie in die Politik zu wechseln und ohne einschlägige Erfahrungen politische Verantwortung zu übernehmen – von Null auf Hundert?“ In sieben großen Abschnitten beantwortet Dr. Christine Bergmann diese Fragen in ihrem Buch: in Dresden geboren, in Leipzig studiert, in Berlin als Apothekerin und in der Arzneimittelinformation gearbeitet und promoviert. 1989 trat sie der neu gegründeten SDP bei – trotz ihrer in der DDR gewachsenen Grundskepsis gegen Parteien. Sie war Präsidentin der Berliner Stadtverordnetenversammlung, Bürgermeisterin von Berlin und Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Seit März 2010 war Christine Bergmann Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs im Auftrag der Bundesregierung. Sie erhielt viele Auszeichnungen, z. B. 2007: Verdienstorden des Landes Berlin, 2011: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, 2012: Louise-Schroeder-Medaille.

März 2015: Dagmar von Gersdorff: Auf der ganzen Welt nur sie

Dagmar von Gersdorff erzählt die Liebesgeschichte von Elisa Radziwill, Europas schönster Prinzessin, und dem Prinzen Wilhelm, dem zweiten Sohn der Königin Luise und späteren Kaiser Wilhelm I. Sechs Jahre dauerte die Liebesgeschichte des Traumpaares und ganz Europa nahm Anteil.

Dagmar von Gersdorff erzählt die traurig-schöne Geschichte politischer Ränkespiele versus Liebe. Licht fällt besonders auf das „polnische Preußen“ in Berlin, also auf die polnische Fürstenfamilie Radziwill und ihre Bedeutung.

Dagmar von Gersdorff, Dr. phil., stammt aus Trier und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Bevor sie Germanistik und Kunstgeschichte studierte, war sie bereits Redakteurin bei verschiedenen Zeitungen. Sie promovierte mit einer Arbeit über Thomas Mann. Neben zahlreichen Biographien berühmter Persönlichkeiten der Goethe-Zeit, verfasste sie sechs Kinderbücher.

Februar 2015: Hermann Simon: Marie Jalowicz Simon: Untergetaucht

Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940 – 1945. Bearbeitet von Irene Stratenwerth und Hermann Simon (Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, ist der Sohn von Marie Jalowicz Simon).

Über fünfzig Jahre danach erzählt Marie Jalowicz Simon erstmals ihre Geschichte. 77 Tonbänder entstehen – sie sind die Grundlage dieses Buches. Offen und schonungslos schildert Marie Jalowicz, was es heißt, sich Tag für Tag im nationalsozialistischen Berlin durchzuschlagen: Sie braucht falsche Papiere, sichere Verstecke – und sie braucht Menschen, die ihr helfen. Vergeblich versucht sie, durch eine Scheinheirat mit einem Chinesen zu entkommen oder über Bulgarien nach Palästina zu fliehen. Sie findet Unterschlupf im Artistenmilieu und lebt mit einem holländischen Fremdarbeiter zusammen. Immer wieder retten sie ihr ungewöhnlicher Mut und ihre Schlagfertigkeit – der authentische Bericht einer jungen Frau, deren unbedingter Lebenswille sich durch nichts brechen ließ.

Januar 2015: Nellja Veremej: „Berlin ist im Osten“

In Berlin ist sie angekommen: Lena, die am östlichen Ende der Sowjetunion aufgewachsen ist und immer weiter Richtung Westen ging. Sie durchstreift mit detailversessenem Blick die Stadt, besonders die Gegend um den Alexanderplatz, in dessen Hochhäusern die russischen Immigranten wohnen. Aber ihr Blick geht auch zurück nach Osten, in die Vergangenheit: Was ist Heimat, wenn das Land, in dem man aufwuchs, nicht mehr existiert? Diese Frage verbindet sie mit dem einsamen Herrn Seitz, den Lena als Altenpflegerin betreut und der sein gut eingerichtetes Leben in der DDR durch die Wende entwertet sieht.

Auch Lenas Lebensweg ist einer mit Brüchen und Kanten, aber Nellja Veremej gibt ihrer Heldin mit einer ganz eigenen phantasievollen und poetischen Sprache einen heiteren, freundlichen Ton mit auf ihren Weg.

Nellja Veremej, geboren 1963 in der Sowjetunion, studierte Russische Philologie und lebt seit 1994 in Berlin. „Berlin ist im Osten“ ist ihr Debütroman und war 2013 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

2014

Mai 2014: Jana Simon: Sei dennoch unverzagt

Über zehn Jahre hinweg sprechen Enkelin und Großeltern über Politik, Liebe, Freundschaft, Literatur, Emanzipation, Sex, Geld, Erfolg, Enttäuschungen und Verrat. Es beginnt im Sommer 1998. Die Enkelin ist 25, wird gerade Journalistin und fängt an, ihre Großeltern Christa und Gerhard Wolf über die Vergangenheit zu befragen. Über die Jahre entwickelt sich so ein Dialog der Generationen: Sie sprechen über politisches Engagement, die Kämpfe der Großeltern, die in ihrer Radikalität und Existenzialität für die Enkelin kaum noch zu begreifen sind, sowie über verlorene Freundschaften und Verrat. Es geht um die mehr als sechzig Jahre andauernde Liebe des Ehepaars Wolf. Und es geht um das Schreiben, das gemeinsame Glück und Unglück im neuen vereinten Land. Die Gespräche reichen bis zum Tod Christa Wolfs 2011. Am Ende treffen sich Enkelin und Großvater noch einmal allein.

Jana Simon, geboren 1972, studierte in Berlin und London, fing 1998 beim Tagesspiegel an zu arbeiten, und ist seit 2004 Autorin bei der Zeit. Sie hat zahlreiche Journalistenpreise gewonnen und lebt mit ihrer Familie in Berlin.

April 2014: Jutta Voigt: Spätvorstellung

Alter schützt vor Jugend nicht. Jutta Voigt zeigt uns, was es heißt, jung zu bleiben, während man älter wird. Berichtet wird „Aus dem Leben einer älteren Dame“: „Wenn ich ein Café betrete, verstummt kein Gespräch, ist kein Auge auf mich gerichtet. Ich finde das in Ordnung. Ich habe es lange genug gehabt, das Strammstehen vor meinem Dekolleté, die Hab-Acht-Stellung beim Klacken meiner hohen Absätze, das ehrfürchtige Verstummen vor einem Lächeln.“ Es geht um eine Frau, die ihre Waschmaschine mehr liebt als ihren Mann. Und um einen, der seine junge Geliebte für eine Gleichaltrige verlässt, weil sie denselben Subtext in der Seele hat. Die Spätvorstellung einer Generation, der die ewige Jugend zur Pflicht geworden ist. „Ein starkes Buch und so schön offensiv. Das ist der Humor, den man zum Weiteraltern braucht!“ (Dieter Hildebrandt).

Jutta Voigt geboren 1941, wuchs im Ostteil Berlins auf und studierte Philosophie an der Humboldt-Universität. Im Jahr 2000 erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis. Jutta Voigt ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und lebt als freie Autorin in Berlin.

März 2014: Eva Menasse: Quasikristalle

In dreizehn Kapiteln zeigt Eva Menasse die verschlungene Biografie einer Frau. Die Geschichte ihrer Protagonistin wird aus immer wechselnden Perspektiven erzählt, von Freunden, Kollegen und ihrer Familie. Aus diesem raffinierten Mosaik tritt auf magische Weise ein kühner Roman hervor, der wie nebenbei die Fragen nach Wahrnehmung und Wahrheit stellt. Eva Menasse hat einen unbestechlichen Blick für Frauen in der Gesellschaft, ihre menschlichen Schwächen und das, was man an ihnen lieben muss.

Nach ihrem Debütroman „Vienna“ und dem Erzählband „Lässliche Todsünden“, nun 2013 „Quasikristalle“ – energisch, poetisch, komisch und bestürzend.

Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Sie arbeitete als Journalistin und Kulturkorrespondentin in Wien, Prag und war Redakteurin der FAZ. Sie lebt seit 2003 als freie Autorin in Berlin.

Februar 2014:  Jochen Schmidt: Schneckenmühle

„Der erste Tag vergeht immer am langsamsten, später schafft man es kaum noch, in seine Sachen zu springen und sie abends wieder auszuziehen.“ Jens fährt zum letzten Mal ins Ferienlager Schneckenmühle. Es ist der Sommer 1989 und die DDR befindet sich in Auflösung. Davon bekommt Jens aber so gut wie nichts mit, denn er ist mit sich und dem Ende seiner Kindheit beschäftigt. Wichtig sind jetzt Skat und Tischtennis, Mädchen vielleicht und sich gute Witze für zu Hause zu merken. Und schließlich noch die Frage, ob Jens sich am Disco-Abend trauen soll zu tanzen.

Herrlich komisch und oft anrührend sind Jens´ aberwitzige Gedanken und Welterklärungen, die man so ähnlich vielleicht selbst mal hatte, aber dann vergessen hat, als man langweilig und erwachsen wurde.

Jochen Schmidt, 1970 in Berlin geboren, liest jede Woche in der „Chaussee der Enthusiasten“. Veröffentlicht hat er u.a. „Müller haut uns raus“, „Schmidt liest Proust“ und zuletzt „Schmythologie“

Januar 2014: Irina Liebmann: Drei Schritte nach Russland

Es sind drei Reisen, die Irina Liebmann seit 2009 in das Land, in dem sie geboren wurde führten. Sie erlebt es als Zwitter zwischen der  alten Sowjetunion und dem „neuen Russland“. Sie spürt die Brüche der russischen Gesellschaft in vielfältigen Begegnungen mit Menschen, deren Hoffnungen, Ängsten und Verdrängungen auf. Ihr Buch vermittelt  sehr differenzierte Eindrücke eines Riesenreiches im Wandel.

Irina Liebmann wurde 1943 in Moskau als Tochter einer russischen Germanistin und eines deutschen Journalisten geboren. 1945 zieht sie mit ihren Eltern in das zerstörte Ostberlin. Ab 1966 studierte sie Sinologie in Leipzig und arbeitete als Kulturwissenschaftlerin. Seit 1975 lebt sie als freie Autorin in Berlin. 2008: Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch für „Wäre es schön? Es wäre schön!“, über ihren Vater, den Journalisten Rudolph Herrnstadt. Die Erzählung „Drei Schritte nach Russland“ erschien 2013.

2013

Mai 2013: Peter Wawerzinek: Rabenliebe

Die Kindheit im Heim und lebenslange Suche nach der Mutter wird Literatur, die in einem schmerzlichen Prozess dem eigenen Lebensstoff abgerungen ist. 50 Jahre quälte sich Peter Wawerzinek mit der Frage, warum seine Mutter ihn als Waise in der DDR zurückgelassen hatte. Dann fand und besuchte er sie. Das Ergebnis ist ein literarischer Sprengsatz: „unerträglich und laut, leise und liebevoll, geduldig und unduldsam, sprachmächtig und sprachlos zugleich. Es geht an die Nieren und zu Herzen, es macht bescheiden und sehr, sehr still.“ (NDR)

Peter Wawerzinek ist 1954 in Rostock geboren.  Er wuchs in verschiedenen Heimen und bei verschiedenen Pflegeeltern auf. Seit 1988 lebt er als freier Schriftsteller, Regisseur, Hörspielautor und Sänger in Berlin. 2010 Ingeborg-Bachmann-Preis und Publikumspreis für „Rabenliebe“. Mitglied im P.E.N. Zentrum.

April 2013: Marion Brasch: Ab jetzt ist Ruhe

Marion Braschs Roman erzählt die Geschichte ihrer außergewöhnlichen Familie. Der Vater war stellvertretender Kulturminister der DDR. Ihre drei Brüder, darunter Thomas Brasch, sind als Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler bekannt. Sie revoltierten gegen die Vätergeneration und scheiterten an der Wirklichkeit. Mit Leichtigkeit und Liebe, erzählt die „kleine Schwester“ die dramatischen Ereignisse ihrer Familie – Erfolg, Revolte, Verlust der drei Brüder – und erzählt gleichzeitig ihr eigenes Leben in einem Land, das es heute nicht mehr gibt.

Marion Brasch ist 1961 in Berlin geboren. Sie arbeitete nach dem Abitur als Schriftsetzerin in einer Druckerei, bei verschiedenen Verlagen und beim Jugendsender „DT64“. Sie ist heute freischaffend tätig als Rundfunkjournalistin und Moderatorin bei „radioeins“ (RBB). Sie lebt in Berlin.

März 2013: Jens Sparschuh: Im Kasten

Hannes Felix ist seine Frau los. Das gibt ihm die Gelegenheit, seine Vision von der optimalen Ordnung des Lebens künftig ganz ungestört umzusetzen. In seinem Roman stellt uns Jens Sparschuh mit Sprachwitz und Feingefühl einen sympathischen und hochneurotischen Don Quichotte von heute vor, dem der Leser bei seiner Suche nach einer neuen, perfekten Ordnung mit banger Hoffnung und großem Vergnügen bis zum bitteren Ende folgt. „Der Autor versteht sich ausgezeichnet auf das Abschildern, Vermessen, Ausloten der eher kleiner karierten Muster des Daseins, die bekanntlich auch an den höchsten Stellen vorkommen.“ (Die Zeit)

Dr. Jens Sparschuh, 1955 im damaligen Karl-Marx-Stadt geboren, aufgewachsen in Berlin, studierte Philosophie und Logik in Leningrad. Promotion in Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin. Er war Mitglied des Neuen Forums. Er lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Mitglied im P.E.N. Zentrum.

Februar 2013: Annette Leo: Strittmatter – die Biographie

Kaum ein Schriftsteller wurde von seinen Lesern in der DDR geliebt und verehrt wie Erwin Strittmatter. Und kaum einer wurde später so radikal verurteilt.

Die Historikerin Annette Leo hat sich dieser umstrittenen Biographie angenähert. Sie rekonstruiert das bisher verschwiegene Kapitel seiner Mitgliedschaft in einer militärischen Einheit der Ordnungspolizei während des 2. Weltkriegs und fragt nach seinem Platz als Schriftsteller und Funktionär in den politischen Konflikten der DDR. Sie zeigt Erwin Strittmatter im Spiegel seriös ausgewerteter Quellen und Dokumente, die vielfach aus Strittmatters Privatarchiv stammen. Selten ist ein Autor so plastisch in seiner inneren Entwicklung und den Auseinandersetzungen seiner Zeit porträtiert worden.

Dr. Annette Leo, 1948 geboren in Düsseldorf, studierte Geschichte und Romanistik an der Humboldt-Universität in Berlin. Die freischaffende Historikerin und Publizistin lebt in Berlin.

2012

April 2012: Christiane Schlenzig: Flügel zitternd im Wind

Wie viel Leben passt in eine Zeit? Diese Frage stellt sich Maja, als sie plötzlich allein ist.
Die Enkeltochter vermag es, Maja aus ihrer Lethargie zu befreien. Und die Reise beginnt…

Autobiographisches und Fiktives aus den schützenden Nischen einer Diktatur. Zehn Geschichten, jede eine Erzählung für sich und doch romanartig miteinander verknüpft. Drei Protagonisten, drei Leben im geteilten, dann wiedervereinten Deutschland, bis hin in unser 21. Jahrhundert.

Christiane Schlenzig wurde 1944 in Belgard/Pommern geboren.Sie kam mit ihrer Mutter als Einjährige in einem Flüchtlingstreck in den Osten Deutschlands. Nach Abschluss eines zweijährigen Fernstudiums für Belletristik erste Veröffentlichungen in Anthologien und bei Literaturwettbewerben. Kürzlich erschien ihr erster Roman im Engelsdorfer Verlag.

März 2012: Salomea Genin: Ich folgte den falschen Göttern: Ein australische Jüdin in der DDR

1932 als Kind polnisch-russischer Juden in Berlin-Wedding geboren, floh Salomea Genin im Mai 1939 mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten nach Australien. 1951 kam sie als Mitglied der australischen Delegation zu den Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach Ost-Berlin und war von der DDR begei-stert. Sie verließ Australien, um in der DDR ein besseres, antifaschistisches Deutschland aufzubauen, erhielt aber keine Aufenthaltserlaubnis in der DDR. So blieb Salomea Genin zunächst in West-Berlin und zeitweise in England, bevor sie 1963 offiziell nach Ost-Berlin übersiedeln durfte. In West-Berlin hatte sie begonnen, als Informantin für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zu arbeiten. Diese Tätigkeit setzte sie dann in der DDR fort. 1982 erkannte Salomea Genin: Statt zu helfen, die Welt zu verbessern, arbeitete sie für einen Polizeistaat. Sie brach mit der Stasi und wollte sich das Leben nehmen…

Die „Lesung“ findet in Erzählform statt, in der einzelne Stationen aus dem Leben der Autorin lebendig vorgetragen werden und teilweise mit Liedern von Salomea Genin selbst untermalt werden.

Februar 2012: Walfriede SchmittGott ist zu langsam: Also denn um sechse bei Werner!

Im Zentrum ihres Romans stehen ein Berliner Gastwirt und seine geliebte Kneipe, eine typische Destille im Osten der deutschen Hauptstadt. „Um sechs bei Werner!“ heißt das Zauberwort für viele im Kiez, die sich hier Rat, Zuspruch, Erleichterung und die nötige Bettschwer holen. In diesem Biotop Kneipe finden tragische und heitere Geschichten ihren Anfang – und manchmal ihr Ende. Zwischen Realismus und Absurdität bewegen sich die Schicksale der liebenswerten, teils skurrilen Figuren. Ihre Schwierigkeiten mit sich selbst und den Zeichen der Zeit, ihre teils ungewöhnlichen Versuche, sich zu behaupten und sich ihre Wünsche zu erfüllen, werden mit einem Lachen erzählt, das immer wieder erstickt, und mit einem Ernst, der immer wieder ins Lachen zurückführt.

Walfriede Schmitt war viele Jahre lang eine Protagonistin der Berliner Volksbühne. Ihr großes Publikum liebt sie auch für ihre Rollen im Film (Beunruhigung, Coming out) und Fernsehen (Das Schilfrohr, Bahnwärter Thiel, Pauline Oswalds zweites Leben). Spätestens seit sie in der Fernsehserie Für alle Fälle Stefanie  ‚Schwester Klara‘ war, ist Walfriede Schmitt in Gesamtdeutschland bekannt.

Januar 2012: Ulrich SchachtVereister Sommer – Auf der Suche nach meinem russischen Vater

Es ist Sommer, Christa und Wolodja sind verliebt. Die Deutsche und der sowjetische Offizier träumen von einer gemeinsamen Zukunft. Bis sie verraten werden. Jahrzehnte später spürt Ulrich Schacht der verhängnisvollen Geschichte seines Vaters nach. Gegen den Widerstand der Mutter versucht er, seinen Vater zu finden. An einem Frühlingstag steht er einem Mann gegenüber, von dem er hoffte, dass er sein Vater sei. Ein tief bewegendes Zeitzeugnis, exakt wie ein Geschichtsbuch, anschaulich wie ein Roman.

Ulrich Schacht, wurde 1951 im Frauengefängnis Hoheneck geboren und wuchs in Wismar auf. 1973 in der DDR wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilt, wurde er 1976 in die Bundesrepublik entlassen. Dort arbeitete er als Feuilletonredakteur und Chefreporter Kultur für Die Welt und Welt am Sonntag. Schacht erhielt verschiedene Preise, Auszeichnungen und Literaturstipendien, u. a. den Theodor-Wolff-Preis für herausragenden Journalismus. Er gilt als ein streitbarer Publizist, der sich nicht Konventionen, sondern einer human-istischen Tradition verpflichtet fühlt. Seit 1998 lebt Ulrich Schacht als freier Autor in Schweden.

2011

Juni 2011: Alexander Osang: Königstorkinder

Alexander Osangs dritter Roman „Königstorkinder“ ist eine Bestandsaufnahme, wie weit die deutsche Einheit nach 20 Jahren geglückt ist. Zwei Protagonisten treffen aufeinander, die unterschiedliche Lebensentwürfe haben. Ulrike kommt eigentlich aus Süddeutschland und lebt wegen der vermeintlich besseren Jobchancen und der turbulenten Quirligkeit der Stadt in Berlin. Sie trifft auf Andreas, der mit seinen 40 Jahren ebensoviel Zeit in der DDR, wie nach ihr verbracht hat. In seinem Job als Journalist gescheitert, ist der Arbeitslose im Prenzlauer Berg in einer Projektgruppe aktiv. Was als neugierige Affäre zwischen beiden begann, entwickelt sich zum Aufeinanderprallen der Kulturen. Mit viel Witz und Ironie führt Osang durch seine Geschichte. Die Charaktere sind in all ihren Eigenheiten liebenswert und die Bezüge zur deutsch-deutschen Geschichte mit wundervollem Humor gewürzt.

Alexander Osang, 1962 geboren, hat sich schon lange neben seinen aufregenden Reportagen und Zeitungsarbeiten einen Namen als Erzähler gemacht. Nach seinem Roman-Debüt 2000 mit „Die Nachrichten“ über die Karriere eines ostdeutschen Fernsehnachrichten-Sprechers erschien der Amerika-Roman „Lennon ist tot“.

Mai 2011: Dagmar von Gersdorff: Caroline von Humboldt

Für Goethe war sie die bedeutendste Frau ihrer Zeit: Caroline von Humboldt (1766-1829). Trotzdem sah die Nachwelt in ihr lange vor allem die mustergültige Gattin Wilhelm von Humboldts. Dagmar von Gersdorff, Autorin des Erfolgsbuchs Goethes Mutter, entwirft in dieser Biographie ein neues Bild.

Caroline war nicht nur klug, gebildet, tatkräftig und abenteuerlustig, sie war vor allem leidenschaftlich interessiert an der Kunst. Sie bereiste ganz Europa, ihr Haus in Rom wurde zum gesellschaftlichen Mittelpunkt. Sie förderte die dort lebenden deutschen Künstler und sammelte mit großem Kunstverstand. Als die aufgeklärte Kosmopolitin, die sie war, ist uns Caroline von Humboldt heute sehr nahe.

Dagmar von Gersdorff, Dr. phil., wurde 1938 in Trier geboren. An der Freien Universität Berlin studierte sie Germanistik und Kunstgeschichte, ihre Promotion schrieb sie über den Einfluss der deutschen Romantik auf Thomas Mann. Heute lebt sie als Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin in Berlin. Sie ist Mitglied des Internationalen PEN.

März 2011: Oliver Hilmes: Liszt – Biographie eines Superstars

Liszt war ein Mann, der sich in immer neuen Rollen selbst erfand: Als Wunderkind, Klaviervirtuose, Komponist, Freigeist, Frauenschwarm und katholischer Abbé mit zeitweiligem Wohnsitz im Vatikan. Er war ein begnadeter Schauspieler und legendärer Verführer, manchmal auch ein bombastischer Schaumschläger und charmanter Aufschneider. Alles dies findet man in seiner Musik, die oft lässig auftrumpfend und ebenso oft zärtlich-fragil ist. Oliver Hilmes beantwortet die Frage, wer dieser Franz Liszt – fernab aller Selbststilisierung – wirklich war, und entschlüsselt die Bedeutung seiner kühnen Musik sowie die Faszination, die noch heute von ihr ausgeht.

Oliver Hilmes, 1971 geboren, studierte Geschichte, Politik und Psychologie in Marburg, Paris und Potsdam. Er promovierte mit einer Arbeit über die politische Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts und arbeitete in der Intendanz der Berliner Philharmoniker. Seine Bücher über widersprüchliche und faszinierende Frauen „Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel“ (2004) und „Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner“ (2007) wurden zu Bestsellern. Zuletzt erschien von ihm „Cosimas Kinder. Triumph und Tragödie der Wagner-Dynastie“ (2009).

Februar 2011: Gernot Wolfram: Das Wüstenhaus

Ein Journalist erhält einen mysteriösen Anruf: Eine unbekannte junge Frau behauptet, er habe den Tod ihrer Eltern verschuldet. Er erkennt in der Anruferin Maja wieder, die er sechs Jahre zuvor mit ihrer Familie bei einem Djerba-Urlaub kennen gelernt, bald aber wieder vergessen hatte. Nun muss er erfahren, dass ihre Eltern damals seiner Empfehlung gefolgt waren, die alte Al-Ghriba-Synagoge zu besichtigen, ein Ort, an dem die Kulturen „wie Flüsse“ aufeinanderstoßen und die er ihnen besonders ans Herz gelegt hatte – mit fatalem Ausgang: Auf die Synagoge wird an diesem Tag ein Anschlag verübt.

Gernot Wolfram, 1975 in Zittau in Sachsen geboren, arbeitet als Autor und Publizist und lehrt an verschiedenen Hochschulen. 1995 erhielt er den Landespreis für deutsche Sprache und Literatur Baden-Württemberg, 2002 den Walter-Serner-Preis. 2003 erschien bei DVA sein vielbeachteter Erzählungsband Der Fremdländer und 2005 sein Debütroman Samuels Reise. Für einen Auszug aus seinem neuen Roman Das Wüstenhaus erhielt er 2010 den Inselschreiberpreis Sylt. Gernot Wolfram lebt in Berlin und Kufstein (Österreich).

2010

April 2010: Maxim Leo: Haltet euer Herz bereit. Eine ostdeutsche Familiengeschichte

Die Familie des Journalisten Maxim Leo war wie eine kleine DDR. In ihr konzentriert sich vieles, was in diesem Land einmal wichtig war: Die Hoffnung und der Glaube der Gründungsväter. Die Enttäuschung und das Lavieren ihrer Kinder, die den Traum vom Sozialismus nicht einfach so teilen wollten. Und die Erleichterung der Enkel, als es endlich vorbei war. Der Autor erzählt in seinem Buch liebevoll und mitreißend, was die DDR zusammenhielt und was sie schließlich zerstörte.

Maxim Leo wurde 1970 in Ostberlin geboren, studierte Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und am Institut d’Etudes Politiques de Paris. Seit 1997 Redakteur an der Berliner Zeitung. Maxim Leo wurde 2002 für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert, im selben Jahr mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis und 2006 mit dem Theodor-Wolf-Preis ausgezeichnet. 

März 2010: Joachim Gauck: Winter im Sommer – Frühling im Herbst: Erinnerungen

Er kennt die Stasi, ihr Innenleben und ihre Hinterlassenschaften: Joachim Gauck, erst Pfarrer in der DDR und dann, nach der Wende, der Beauftragte der Stasi-Unterlagen. In den Akten des Geheimdienstes hat er gehen, wozu Menschen fähig sind, die sich zu willigen Bütteln der Dikatatur machen lassen. „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“, so hat Joachim Gauck seine Erinnerungen genannt. Ein paradoxer Titel über das Leben in einem paradoxen Land.

Zu seinem 70. Geburtstag hat Joachim Gauck seine Erinnerungen aufgeschrieben. Ihm ist ein gleichermaßen politisches wie emotional berührendes Buch gelungen, in dem er in klaren Bildern die traumatisierende Erfahrung der Unfreiheit und das beglückende Erlebnis der Freiheit nachzeichnet und den schwierigen Übergang von erzwungener Ohnmacht zu einem selbst bestimmtem Leben beschreibt.

Februar 2010: Heide Schmidt: „Dich merke ich mir“. Lotte Betke erzählt aus ihrem Leben

Als Lotte Betke 1905 in Hamburg geboren wird, kann niemand ahnen, wie vielfältig die Rollen sein werden, die si in ihrem Leben spielen wird.
„Ich habe immer dann, wenn es darauf ankam, funktioniert. Das war mein Glück!“ so beschreibt sie ihr Leben, das von Beharrlichkeit und starkem Willen gekennzeichnet ist. Ob als Schauspielerin, Hörspielautorin, Rundfunklektorin, Schriftstellerin oder Mutter, sie nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise durch ihre Kindheit in ihrer schleswig-holsteinischen Familie. Sie erinnert sich an den Hamburger Hafen nach dem ersten Weltkrieg, an die Nazizeit am Theater in Berlin und an die Nachkriegszeit in Schwaben mit zwei kleinen Kindern sowie an ihr Leben als Schriftstellerin und Zeitzeugin auf Leserreisen.
In welcher Rolle war sie am lebendigsten? Vielleicht 1933 – 1944 als sie am Staatstheater in Berlin spielte? Als Gustaf Gründgens mit ausgestecktem Finger auf sie zukam und sagte: „Dich merke ich mir. Du hast Talent“?
Oder in ihrer Rolle als Zeitzeugin?
Für ihre literarischen Verdienste erhält sie als erste Schriftstellerin 1986 den Marlen-Haushofer-Preis und 1990 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Februar 2010: Jutta Voigt: Westbesuch: Vom Leben in den Zeiten der Sehnsucht

Westbesuch ist ein Wort, das viele Erinnerungen auslöst und in sich trägt: Willkommen und Abschied, Umarmung und Entfremdung. Jutta Voigt schreibt über das Reisen zwischen Ost und West und schildert, wie gut sich Ost- und Westdeutsche schon vor 1989 kannten und voneinander profitierten. Der „Westbesuch“ war das Ritual, bei dem zusammenkam, was nach 1989 offiziell zusammen gehörte. Ein Westbesuch war einerseits die ersehnte Reise „nach drüben“, die den meisten Ostdeutschen erst vergönnt war, wenn sie Rentner wurden oder eine Westtante starb. West-Dienstreisen waren höchstes Privileg. Westbesuch war aber vor allem der Besuch von drüben.
„Westbesuch“ ist ein brilliantes Buch über eine besondere Ost-West-Beziehung. Jutta Voigt schreibt über deutsch-deutsche Gefühle und Mentalitäten und erzählt ironisch von den Absurditäten des Reisens zwischen Ost und West.

Jutta Voigt, 1941 in Berlin geboren, studiert Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1966 bis 1989 arbeitet sie als Redakteurin und Filmkritikerin bei der Wochenzeitung „Sonntag“. Nach der Wende ist sie Redakteurin und Reporterin bei den Berliner Wochenzeitungen „Freitag“ und „Wochenpost“. Seit 1997 ist Jutta Voigt als Reporterin im Berliner Büro der Zeitung „Die Woche“ in Hamburg tätig. Weitere Bücher sind „Der Tiger weint“ von 1997 und „Der Spleen von Berlin“ von 1999 mit Fotos von Rolf Zöllner. 2002 wird sie mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Seit 2002 arbeit sie als Kolumnistin für „Die Zeit“ sowie als freie Autorin. Jutta Voigt wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und lebt in Berlin

Januar 2010: Jaqueline Boysen: Das „weiße Haus“ in Ostberlin. Die Ständige Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR.

Mit der neuen Ostpolitik von Willy Brandt ließen die beiden deutschen Teilstaaten Anfang der 70er Jahre erstmals auf ihrem Terretorium Stützpunkte des jeweiligen Gegners zu und erstrebten eine Verständigung. Zwar gab es keine richtigen Botschaften, aber immerhin „Vertretungen“, die sich um die Belange Hilfe suchender Bürger, um Häftlinge in den Gefängnissen oder den Kulturaustausch kümmerten. Die Autorin rekonstruiert die Geschichte dieser ganz besonderen diplomatischen Vertretung anhand von Zeitzeugengesprächen und Archivmaterialien aus dem Auswärtigen Amt und dem Kanzleramt sowie den Hinterlassenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit.

Jaqueline Boysen, Jahrgang 1965, studierte Geschichte und Russisch in Hamburg, Berlin und Bordeaux. Sie fünf Jahre Deutschlandradio-Landeskorrespondentin in Mecklenburg-Vorpommern, seit 2005 ist sie Kulturkorrespondentin im Hauptstadtstudio des Deutschlandradio.