Im Jahr 1909 wurde das von Fritz Gottlob geplante Gemeindehaus mit Predigtsaal gebaut und am 17. April 1910 eingeweiht. Heute steht es unter Denkmalschutz. Der Saal mit Altar und Orgelempore wurde mit Elementen des Jugendstils gestaltet. Durch große Türen lässt er sich zu den Gemeinderäumen hin erweitern und ist so vielseitig nutzbar.
Zum 100. Jubiläum des Gemeindehauses in Nordend wurde der Jugendstil-Kirchsaal denkmalgerecht restauriert. Er hat eine Fußbodenheizung und einen neuen Parkett-Fußboden bekommen. Die Türen, Wände und Gewölbe sind in der originalen Farbigkeit
wieder erstanden. Das Altarbild wurde restauriert und eine neue Beleuchtung mit drei modern gestalteten Kronleuchtern installiert. Eine Ausstellung im Zugang zum Kirchsaal zeigt die Baugeschichte, Restauration und Bilder aus dem Gemeindeleben.
Ein in den 1950er Jahren aus Granitsteinen erbauter Glockenturm mit seinen drei Glocken ist zum Wahrzeichen der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Nordend geworden. Das erhalten gebliebene Turmkreuz, das ursprünglich das Gemeindehaus krönte und im 2. Weltkrieg durch einen Bombentreffer abstürzte, schmückt nun den Glockenturm. In Nordend werden die Glocken noch allsonntäglich von Hand geläutet, auch dies ist ein Markenzeichen von Nordend!
Neben den sonntäglichen Gottesdiensten finden kulturelle Veranstaltungen statt. Es gibt den „Kultursommer“ mit anspruchsvollen Konzerten. In der Reihe „Autoren lesen“ sind namhafte Autoren zu Gast und die „Sonntagsvorlesungen“ zu theologischen und zeitgeschichtlichen Themen finden großes Interesse. In der Gesprächsrunde „Am Rande -mittendrin“ werden kulturgeschichtliche Themen diskutiert. Der Kirchsaal Nordend hat sich zu einem Kulturort in Berlin-Pankow entwickelt.
Die Orgel gehört zu den ältesten originalen Teilen im Jugendstil-Kirchsaal. Sie wurde 1910 von der Berliner Firma Gebrüder Dinse für 4130 Mark auf der Empore über dem Altar errichtet. Der Architekt Fritz Gottlob hatte selbst den Orgelprospekt entworfen.
Das Instrument verfügte ursprünglich über zwei Manuale, ein Pedal und insgesamt 10 Register. Es ist eine pneumatische Orgel, bei der der Wind durch Rohre zu den Registern geführt wird. Dabei kommt es zu zeitlichen Verzögerungen vom Anschlag bis zum Erklingen des Tones.
In den letzten Jahren ist eine umfangreiche Instandsetzung der Orgel durch die Orgelbaufirma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt GmbH aus Bad Liebenwerda erfolgt, die im Frühjahr 2016 abgeschlossen wird. Dies ist dank der vielen Spender aus der Kirchengemeinde und dem Förderverein möglich geworden, aber auch dank großzügiger finanzieller Hilfe der Stiftung Orgelklang und des Ev. Kirchenkreises Berlin-Nordost. Der Förderverein konnte die Orgel-Restaurierung mit 28.000 € unterstützen. Allen Spendern sei hier ganz herzlich gedankt!
Am Sonntag, dem 12. Juni 17:00 Uhr wurde die restaurierte Dinse-Orgel festlich eingeweiht!
Als nächstes Projekt hat sich der Förderverein die Neugestaltung des Altars vorgenommen.