Was für ein herrlicher Sonntag am 16. Juni 2019 – Trinitatis! Wir feierten die Indienstnahme von neuem Altar und Ambo, freuten uns in vielen Gesprächen und während einzelner kurzer Interviews in der „Speakers Corner“ im sonnendurchfluteten Kirchgarten und hatten am Nachmittag noch die Freude, das Konzert von Jasper Libuda zu genießen.
Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Eike Thies geleitet. Die musikalische Begleitung übernahmen die Bläser von „Nordblech“, Frau Orphal an der Dinse-Orgel und Frauen des „Atatürk Hindemith Chors“ unter der Leitung von Mesut Karakaya. Der Predigttext stand bei Jesaja 6,1-8.
Für viele sind Kirchen heilige Orte, die Menschen Abstand aus dem Trubel des Alltags bieten. Die Besucher von Kirchen finden Ruhe. Menschen gehen in Kirchen, um zu beten, sich Gott zuzuwenden. Der Altar in der Kirche erinnert an die Gegenwart Gottes. Der Altar ist deshalb der Mittelpunkt der Kirche. Die Blicke der Gläubigen und Besucher richten sich auf ihn. Während der Gottesdienste werden die Gebete und Segnungen am Altar gesprochen. Am Altar wird das Abendmahl vorbereitet und gefeiert.
Mitte des Jahres 2017 beschlossen der GKR und der Förderverein „Jugendstil-Kirchsaal Nordend“, den Altarraum neu zu gestalten. Unterstützung fanden wir bei der Landeskirche und dem Architekturbüro D:4. Die Ausschreibung für den künstlerischen Wettbewerb startete am 15. Dezember 2017. Im März 2018 wählte die Jury aus den acht eingereichten Entwürfen zunächst zwei aus. Der GKR entschied sich für den Entwurf des Künstlers Andreas Wolff. Alle Gemeindemitglieder konnten sich in einer Ausstellung zu den Entwürfen informieren. Auch mit Hilfe der vielen großzügigen Spenden (30224,- € Mai 2019) und einer Beihilfe des Kirchenkreises Berlin Nord-Ost (10.000,00 €) konnte der Entwurf umgesetzt werden.
Der neue Altar und das Lesepult werten durch die Verwendung traditioneller Materialien des Jugendstils den Eindruck des Raumes auf. Tragende Komponenten sind der neu gestaltete Stipes und die Mittelsäule des Pultes aus geklebten Optiwhite-Gläsern. Die Struktur und Rasterung dieser Glasarbeiten greifen die Formensprache und Farbigkeit der umgebenden Fenster mit ihrer schönen, schlichten Glasstruktur auf und führen diese in moderner Form fort. Die dem Jugendstil typischen vertikalen Putzstrukturen der Wände unterstreichen das Ganze. Für die Mensa und den Pultkörper sind geölte, strukturierte Kirschhölzer verwendet. Das Glas unterstützt die besondere Leichtigkeit des Raumes und erreicht durch die transluzente Eigenschaft ein in sich kristallhaftes Leuchten und konzentriert das Bewusstsein der Besucher auf diesen Ort. Antependien können durch das wählbare farbige Licht dem Kirchenjahr angepasst werden. In der nun 110-jährigen Geschichte des Jugendstil-Kirchsaals ist es der fünfte Altar mit Ambo (siehe Poster im Flur des Kirchsaals).
Die Freude über die Neugestaltung des Altarraumes, den festlichen Gottesdienst, das anschließende Gartenfest wurde noch gesteigert durch den 15. Gründungstag des Fördervereins „Jugendstil-Kirchsaal Nordend“ (16. Juni 2004). Ohne die vielfältigen Aktivitäten des Fördervereins und der Gemeindemitglieder wäre die Erneuerung des Kirchsaals zur jetzigen wunderschönen Gestalt nicht gelungen.
Prof. Dr. Bernd-Michael Kleber