Um 1900
zogen so viele Menschen aus dem rasch wachsenden Berlin in das Dorf Rosenthal, dass für die zu Rosenthal gehörende Kolonie Nordend ein Gemeindehaus mit Kirchsaal und „Kinderbewahranstalt“ sowie Pfarrdienstwohnung geplant wurde.
1908
Das Eckgrundstück Schönhauser Str. / Straße 35 gehörte dem Fabrikanten Schmidig aus Pankow, der es mit einer Fläche von 12.731 qm zum Gesamtpreis von 56.000 Mark an die Gemeinde verkaufte.
1909
Mit dem Bau wurde der Baumeister Fritz Gottlob beauftragt, der sich gegenüber seinem Mitanbieter, dem Königlichen Baurat Georg Büttner, mit einem vom Gemeindekirchenrat einstimmig beschlossenem Votum durchgesetzt hatte.
Der Entwurf sah ein Haus im „Neo-Renaissancestil“ mit einem Glockenturm in Form eines Dachreiters vor. Obwohl Gottlob bisher als Verfechter der Backsteingotik galt, bevorzugte er bei diesem Bau eine schmuckreiche Putzfassade.
Der mit Jugendstilelementen gestaltete Kirchsaal steht inzwischen unter Denkmalschutz.
In der Kombinationsmöglichkeit von großem und kleinem Kirchsaal stellt dieser Kirchbau eine für die damalige Zeit sehr moderne Lösung dar, die sich bis heute als Gemeindezentrum gut bewährt hat.
Aktenkundig sind die Baugenehmigung des Königlichen Konsistoriums der Provinz Brandenburg vom 24. März 1909 sowie der Vertragsabschluss zwischen dem Gemeindekirchenrat und dem Architekten. Es wird ein Honorar von 4.500 Mark verabredet und die Bausumme mit 70.000 Mark beziffert.
Der Bau beginnt
In der Umgebung ansässige Firmen bekommen den Zuschlag:
Maurermeister Schreiber aus Französisch Buchholz,
Zimmermeister Iden aus Rosenthal,
Glasermeister Gerstorff aus Wilhelmsruh – Bleiverglasung,
Glasermeister Prüfig aus Wilhelmsruh – Blankverglasung,
Gärtnermeister Neumann – Gestaltung der gärtnerischen Anlagen
1910
Am Sonntag Jubilate (17. April 1910) wurde das Ende 1909 im Rohbau fertig gestellte Gemeindehaus feierlich eingeweiht.
Anlässlich dieses Tages wurde die Straße 35 in Kirchstraße umbenannt.
Zwei Baumreihen aus Rotdornen säumten den gepflasterten Weg von der Schönhauser Straße auf das Haus zu (ein Rotdorn am Holzkreuz ist noch erhalten), eine weitere Baumreihe begrenzte das Grundstück zur Kirchstraße hin. Blumenrabatten und Buschwerk vervollkommneten das Bild.
Bis zur Gegenwart ist das Gartengelände ein besonderer „Schatz“ der Gemeinde.